Mario Tamponi Zurück
Schände das Wort nicht! Es ist das Haus, das uns beherbergt Schände das Wort nicht, die Verleumdung tötet es, die Haarspalterei hebt es auf, das Geschwätz erstickt es, der Lärm vernebelt es, die Propaganda verfälscht es, der Hochmut bringt es zu Fall, die weltweite Anonymität verschwendet es, indem sie so tut, als sei dies Fortschritt. Missbrauche das Wort nicht, es ist kein Besitz – es ist das Haus, das dich beherbergt und dir alles schenkt. Es ist kein Gegenstand wie die Dinge, das Wort ist offene Metapher und lebendiger Geist. Es ist die Poesie, die du singst, die Schönheit, die du betrachtest, das Neue, das du entdeckst, die Musik, die im Herzen widerhallt mit der Stimme des Innersten, das träumt, und mit der Kreativität eines jeden Tags unter der Sonne. Das Wort ist keine Gewissheit, es ist im Staunen und in der Lust, es endlos zu genießen. Es entspringt der Stille und regt an zum Zuhören und zur beglückenden Begegnung mit Menschen, die atmen, nicht mit Holzpuppen und leblosen Geschichten. Das WORT erschafft das Wort, nach seinem Bilde erschafft Es das, denn das WORT, das am Anfang war, ist das Ziel, das im Leben verborgen ist wie das Ewige in der Gegenwart. Sowie du dein gelobtes Land ersehnst, kommt das WORT deinen Schritten zuvor, streckt dir die Hand aus bei jedem Hinterhalt, einer fernen Nähe entgegen, und nimmt dich auf seine Schultern, um dir die Last zu erleichtern, damit auch der Weg zum Ziel werde. Diese Schultern, das spürst du, sind erfahren und stark – von oben erkundet dein Blick ein anmutiges Land neben dem Pfad, der sich durch Sträucher im Brombeerduft schlängelt. Mario Tamponi